Mit Tschechisch am Arbeitsmarkt punkten:

Euregio Egrensis setzt auf Sprachvermittlung in Grund- und Hauptschulen

Marktredwitz - Wer Tschechisch kann, wird im Rennen um einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz in der Region künftig die Nase vorn haben. Davon ist die Euregio Egrensis Bay-ern mit Sitz in Marktredwitz überzeugt. Bereits in Grund- und Hauptschulen sollen Kinder in Oberfranken und der Oberpfalz die Sprache des Nachbarlandes lernen können, um später im Wettbewerb am Arbeitsmarkt zu punkten. „Diese zusätzliche Qualifikation verbessert die Chancen unserer Jugendlichen, einen Ausbildungsplatz zu finden“, ist Dr. Birgit Seelbinder, Präsidentin der bayerischen Euregio, überzeugt. Gerade für Hauptschulabsolventen, die in der Regel in der Region bleiben wollten, sei diese Kompetenz förderlich.
Der Vorstoß geschieht vor dem Wegfall der Arbeitsmarkthürden innerhalb der Europäischen Union. Ab 1. Mai können sich EU-Bürger um Arbeits- und Ausbildungsstellen nach eigener Wahl bewerben. Die Euregio Egrensis sieht darin gerade für junge Leute der Grenzregionen interessante Chancen. Um sie nutzen zu können, richtet das Präsidium den Fokus nun auf die Grund- und Haupt- bzw. Mittelschulen in Oberfranken und der Oberpfalz. „Wir legen Wert darauf, dass die Sprachvermittlung möglichst früh anfängt“, erläutert Seelbinder. Durch die Sprachanimateure, die die Euregio in die verschiedensten Schultypen gesandt habe, sei regional bereits Interesse für Tschechisch geweckt worden.

Im offiziellen Lehrplan ist die Sprache des Nachbarlandes an Grund- und Hauptschulen allerdings nicht vorgesehen. Das Euregio-Präsidium appelliert deshalb an die Landräte, über die Schulämter Stunden für ein solches Wahlangebot zu beantragen. „Je höher die Nachfrage ist, umso eher ergibt sich die Möglichkeit, dass Stunden vergeben werden“, sagt Euregio-Geschäftsführer Harald Ehm. Die Tschechisch-Kurse sollen dabei nicht auf Kosten anderer Wahlfächer zustande kommen. Das hat die Euregio auch gegenüber dem bayeri-schen Kultusministerium deutlich gemacht. An der Realschule Wunsiedel ist Tschechisch sogar Wahlpflichtfach mit Abschluss.

Nicht nur an den Wirtschaftsgrenzen gerät Europa in Bewegung. Im Süden von Marktredwitz will sich als Verbund zwischen der Oberpfalz, Niederbayern, Südböhmen und Oberösterreich die Europaregion Donau-Moldau etablieren. Europaabgeordnete Monika Hohlmeier will eine ähnliche Europaregion auch für Oberfranken und seine Nachbarregionen schmieden. Sie wird mit der Euregio Egrensis darüber in Kürze ein Gespräch führen. Hintergrund: Die neuen Institutionen sollen ein Gegengewicht zu Metropolregionen im Ringen um EU-Fördergelder bilden. Bei der Euregio Egrensis verwahrt man sich gegen die Bildung neuer Förderstrukturen. „Europaregionen werden die Euregio Egrensis nicht ersetzen, sondern allenfalls in wesentlich größerem Rahmen ergänzen“, meint Präsidentin Seelbinder. In Marktredwitz setzt man zudem auf engere Verzahnung mit der Metropolregion Nürnberg. Harald Ehm wird deshalb in den Beirat der Kooperationsstelle „Partnerschaft Ländlicher Raum“ entsandt, die als Handlungsfeld auch grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf der Agenda hat.

Über die gesamte Bandbreite der Aktivitäten der Euregio Egrensis Bayern gibt der aktuelle Geschäftsbericht 2009/2010 Auskunft. Er wird alle zwei Jahre aufgelegt. Themen sind nicht nur die Klassiker wie Gastschuljahr oder Sprachoffensive, sondern auch grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei Feuerwehren oder im Gesundheitswesen. Der Bericht kann über die Geschäftsstelle, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz bezogen werden.