Euregio-Egrensis-Preis 2010: Die Deutsch-Tschechische Fußballschule

Von Pit Fiedler

Chyše/Chiesch - Anstatt den Jahrespreis der Euregio Egrensis wie bisher zwischen den drei Teilregionen Bayern, Böhmen und Sachsen/Thüringen aufzuteilen, fiel die Wahl diesmal einstimmig auf einen einzigen gemeinsamen Preisträger: die Deutsch-Tschechische Fußballschule, ihren unermüdlichen Wegbereiter Gerald Prell sowie den tschechischen Partnerverein Česko-německá fotbalová škola.

Die bayerische Präsidentin der Euregio, Dr. Birgit Seelbinder, hob in ihrer Laudatio bei der festlichen Verleihung des Preises im Schloss Chyše die ebenso einfache wie geniale Idee hervor, die das Projekt seit seiner Gründung vor acht Jahren inspiriert: "Jugendfußball auf hohem Niveau in Verbindung mit Sprachkursen, Gastaufenthalten, Auslandsreisen und höchst attraktiven internationalen Turnieren, gemeinsame interkulturelle Bildung und europäisches Lernen für junge Deutsche und Tschechen."

Die Erfolgsbilanz, daran lässt Seelbinder keinen Zweifel, ist überragend. 2000 junge Fußballtalente aus dem Vierländereck Bayern-Böhmen-Sachsen-Thüringen hätten die Fußballschule inzwischen wahrgenommen. Aktuell besuchten sie 400 Kinder. Das Highlight der angebotenen Veranstaltungen sei aber die seit 2004 jährlich stattfindende "Mini-EM", an der 14 der bekanntesten europäischen Fußballclubs mit ihren Jugendmannschaften teilnähmen, darunter Bayern München, Manchester United und Sparta Prag und Inter Mailand. Jeder Euro, den die Unterstützer des Projekts - die Europäische Union über die Euregio Egrensis, das Auswärtige Amt, die Oberfrankenstiftung und regionale Sponsoren - hier anlegten, ruft sie aus, sei gut angelegtes Geld.

Gerald Prell, der Preisträger, berichtet in seiner Dankesrede selbstbewusst, dass nach dem Vorbild der Fußballschule weitere grenzüberscheitende Kooperationen entstünden, zum Beispiel eine deutsch-holländische Schule. Die Euregio Egrensis gelte dort als Musterregion. Eine Erfahrung mache ihn besonders stolz: Je weiter sich die Aktivitäten der Fußballschule ausdehnten, desto mehr werde ihm der Wert ihres Heimathafens in der Region bewusst.

Der hohe Gast aus Brüssel, der tschechische EU-Kommissar für Erweiterung und Nachbarschaftspolitik Štefan Füle, wird dies gern gehört haben. Denn die Regionen und die Regionalpolitik spielen nach seiner Einschätzung in Europa mehr und mehr die Schlüsselrolle. Der nur wenig gelesene, aber gleichwohl richtungweisende "Vertrag von Lissabon" gäbe allerdings nur einen Rahmen vor. Er müsse vor Ort mit Leben gefüllt werden. Die Hauptempfänger der EU-Förderung seien deshalb 268 europäische Regionen. Ziel sei der Abbau gravierender regionaler Unterschiede. Füle bringt es in seiner Festansprache vor einem hochkarätig besetzten Publikum auf den Punkt: Ohne eine wirkungsvolle Regionalpolitik könnte Europa nicht bestehen.
Die Zukunft gehört den Kindern. Für sie ist es das größte Erlebnis, wie der Präsident der böhmischen Euregio Egrensis, František Čurka, weiß, in der Deutsch-Tschechische Fußballschule mitspielen zu dürfen. Sie sehen, dass in der internationalen Sprache des Fußballs ein Foul überall ein Foul und ein Tor ein Tor ist und lernen auch jenseits des Fußballplatzes "fürs Leben" in einem interkulturellen Europa.