Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Gesundheitswesen

Ganz im Sinne unserer Zielsetzung, der Region durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit strategische Vorteile zu verschaffen, hat die EUREGIO EGRENSIS im Jahr 2010 noch ein weiteres neues Arbeitsfeld aufgegriffen: die Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.

Es hat sich in letzter Zeit zunehmend gezeigt, dass hier beiderseits der Grenze erheblicher Klärungs- und Handlungsbedarf besteht, wenn man etwa nur an offene Fragen bei der Zusammenarbeit von Kliniken denkt oder bei der grenzüberschreitenden Notfallrettung. Um eine fundierte Grundlage zu schaffen, hat die EUREGIO EGRENSIS zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen, die einen Überblick und eine Stoffsammlung über Potenziale und Dringlichkeit für weitergehende Kooperationen in allen Bereichen des Gesundheitswesens geliefert hat – vom stationären, über den ambulanten Sektor, bis hin zur Pflege und den Rehabilitationsbereich.

Aus den Ergebnissen ist dann ein INTERREG-Großprojekt entstanden, das von der EU aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mitfinanziert wurde: Die EUREGIO EGRENSIS Bayern hat als Leadpartner ein Gutachten zum Ausbau und zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Gesundheitswesen mit den zwei Schwerpunkten Notfallrettung und stationäre Versorgung im bayerisch-böhmischen Grenzraum innerhalb der Euregio in Auftrag gegeben. Als Ergebnis dieses Projektes ergaben sich konkrete Impulse und Empfehlungen zur Verbesserung in der medizinischen Versorgung der Grenzregion und der hier lebenden Menschen.

Folgende Partner haben an diesem Projekt mit der EUREGIO EGRENSIS zusammengearbeitet: Die Stadt Cheb (Eger) als offizieller Projektpartner, die Kliniken Nordoberpfalz, das Klinikum Fichtelgebirge, der Landkreis Tirschenreuth sowie die Stadt Waldsassen als weitere Partner.

Notfallrettung

Der erste Teil der Studie zur Notfallrettung zeigt, dass noch zwischenstaatliche Vereinbarungen notwendig sind, um die praktische Zusammenarbeit im Rettungswesen im Grenzraum auch rechtlich auf eine gesicherte Grundlage zu stellen. Die praktische Notwendigkeit erfordert bereits jetzt vereinzelt, dass Rettungsfahrzeuge über die Grenze fahren. Manchmal werden Patienten auch an der Grenze von einem tschechischen in ein deutsches Rettungsfahrzeug umgeladen, was angesichts des Gesundheitszustandes der Patienten bedenklich ist. Ein bilaterales Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik im Bereich des Rettungsdienstes würde Rechtssicherheit schaffen - für Retter und Gerettete. Erst wenn diese Rechtssicherheit besteht, können wir auch offensiv den Ausbau der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung ausbauen und das Angebot und die Versorgung unserer Bevölkerung verbessern.

Krankenhausbereich

Der zweite Teil des Gutachtens stellt nicht nur die nationalen Systeme gegenüber und analysiert den derzeitigen Stand, sondern zeigt auch auf, in welchen Bereichen eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit möglich wäre, woran es derzeit noch scheitert und wie diese Hindernisse abgebaut oder auch umgangen werden können. Damit haben wir auch für die kommenden Jahre eine Art Kompass in der Hand, der uns bei möglichen Kooperationen im Gesundheitswesen den Weg weisen kann.

Praxiswörterbuch Rettungsdienst

„Praxiswörterbuch Rettungsdienst – Gemeinsam helfen“ ist eine deutsch-tschechische Publikation, die von einer bilateralen Expertengruppe ausgearbeitet und im Rahmen der Sprachoffensive der Euregio herausgegeben wurde.

Nach dem im Jahre 2010 erschienenen „Praxiswörterbuch Feuerwehr“, das damals großen Anklang gefunden hatte, hat sich seit Ende 2016 eine Arbeitsgruppe unter der Regie der EUREGIO EGRENSIS mit der Sprachvermittlung im Rettungsdienst auseinandergesetzt. Dieser gehörten sowohl Vertreter des Rettungsdienstes, der Integrierten Leitstellen im Euregio-Gebiet sowie des grenzüberschreitenden Koordinierungszentrums für den Rettungsdienst in Furth im Wald an, als auch Sprachexperten/-innen, z. B. von der Europa-Berufsschule Weiden, und weitere Fachleute aus dem Bereich Gesundheitswesen.
Anlass zur Erarbeitung eines deutsch-tschechischen Wörterbuchs waren das 2013 geschlossene Rahmenabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rettungsdienst sowie die 2016 folgende Kooperationsvereinbarung zwischen dem bayerischen Innenministerium und den tschechischen Karlovarský, Plzeňský und Jihočeský kraj (Bezirken Karlsbad, Pilsen und Südböhmen).

Die enthaltenen Themen erstrecken sich von der Notrufabfrage, über die Untersuchung, die Diagnose, Ausstattung eines Rettungswagens bis hin zur Kommunikation im Krankenhaus. Mit Hilfe von beschrifteten Graphiken sind auch spezielle Themen wie Wasserrettung, Luftrettung und Bergrettung bildlich dargestellt.

Die Broschüre soll die Verständigung bei grenzüberschreitenden Einsätzen erleichtern.